Gautschen ist ein bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbarer Buchdruckerbrauch, bei dem ein Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einer Bütte untergetaucht und/oder auf einen nassen Schwamm gesetzt wird.

Der ursprüngliche Begriff „Gautschen“ stammt aus der Fachsprache der Papiermacher. Er bezeichnet den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers und des Ablegens des frisch geschöpften Papierbogens vom Sieb auf eine Filzunterlage.

Gautschzeremonie

Nebst dem Gäutschling gehören zum Gautschakt auch der Gautsch­meister, zwei oder auch mehrere Packer so wie der Schwamm­halter. Zudem sind mehrere Zeugen anwesend, welche im Anschluss mit ihrer Unterschrift ihre Anwesenheit auf dem Gautschbrief bekunden.

Der Auszubildende weiss nicht wann er gegautscht wird. Traditionell wird er an seinem Arbeitsplatz von zwei Packern abgeholt und zur Bütte getragen. Dabei wehrt sich dieser tapfer und schlägt um sich, so dass oft mehrere Packer notwendig sind. Der Gautschmeister, meist auch der zuständige Betreuer der Auszubildenden, hat das Kommando:

Packt an!
Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen –
auf diesen nassen Schwamm bis triefen beide Ballen.

– Schwammhalter, walte deines Amtes – (der Gäutschling wird genässt)

Der durst’gen Seel, ein Sturzbad gebet obendrauf –
das ist des Sohnes Gutenbergs die allerbeste Tauf.

Hinein mit ihm!

Nass geht es definitiv zu und her und so ist oft nicht nur der Gäutschling triefend nass, auch die Packer und Zuschauer kommen nicht trocken davon.

Gautschen bei der bc medien ag

Auch wir zelebrieren diesen Brauch bei unseren Auszubildenden Medientechnologen und Polygrafen.
So durften wir unseren frisch gebackenen Polygrafen Gian-Luca symbolisch von allen schlechten Gewohnheiten seiner Ausbildungszeit reinigen und in die Gilde der Drucker aufnehmen.

Bei diesem schönen Wetter hatten auch wir unseren Spass und so blieben auch dieses mal nicht alle Zeugen trocken.